Kabas Projekt Santiago

Aus Port23Wiki
Version vom 7. Oktober 2014, 20:26 Uhr von Chaot (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Trip to Santiago

Nachdem das mit dem Wiki so einfach geht, gleich mein zweites laufendes Projekt.

Im Jahr 2006 hatte ich mit nem Kumpel beschlossen, dass wir so etappenweise, jedes Jahr so eine Woche oder zwei mit dem Radel nach Santiago de Compostela auf dem Jakobsweg fahren. Sehr zum Gespött meines gesamten Umfelds bekam ich aber noch vor Bad Wörishofen am ersten Tag massiven Durchfall und wir sind heim gefahren und haben irgendwie auch nimmer geschafft, das neu anzufangen bzw. fort zu setzen. ("Jaja, Kaba, bis wohin diesmal? Lindau???)


So ganz hat mich das aber nicht los gelassen. Ich hab' in den letzten Jahren intensive Motorrad-Trainings im Offroad-Bereich gemacht und mich dabei auch wieder sehr mit meinem alten Mopped, einer Yamaha Ténéré XTZ 660 von 1993 angefreundet. Dummerweise endeten manche der doch heftigen Ausritte halt auch in verbeulten und abgerissenen Motorraddteilen, zuletzt bei meiner Fahrt auf die gut 1.500m hoch gelegene "Otto-Mayr-Hütte", bei der ich die Abfahrt dann im Tiefschnee relaisieren musste, es hatte über Nacht bis ins Tal ordentlich hergeschneit...

Dadurch aber kam mir der Gedanke, erstmal mit dem Motorrad nach Compostela (oder genauer: nach Fisterra zu fahren und dem Navi ganz eindeutig jede Schnellstraße zu verbieten. Sehr oft schon bin ich mit dieser Einstellung auf super malerischen und einmaligen Routen gefahren.


Hier das Protokoll meiner Vorbereitungen:



Anfang Februar:

Bei den Jahresplanungen gesehen, dass die Schönste Juristin April/Anfang Mai auf Fortbildung ist. Ich hab' zudem dort keine großen Termine. Damit stand die KW18 als Termin fest. Entscheidung, wann ich aufbreche, ist offen, wohl am Samstag.


Mitte März:

Der Träger meines Koffersystems waren im Winter bei meinem grandiosen "Abstieg" (4 Stürze) dann endgültig gebrochen (da halfen auch meine genialen Schlappen Conti TKC80 nix). Die Firma Krauser existiert ja bekanntlich nicht mehr, also nix mit Ersatzteilen.

Allerdings wollte ich's auch nicht übertreiben, vielleicht reicht ja ein Topcase. Also musste ein neuer Topcase-Träger her. Nach kurzer Internet-Recherche war klar, dass außer meinem Lieblings-Hersteller Hepco-Becker (hatte ich an meinen ersten beiden Maschinen) keiner ernsthafte Koffersysteme aus Kunststoff oder Alu anbietet, die bezahlbar sind. (Okok, Hepco ist auch nicht grade billig...)

Also beim Freundlichen Topcase-Träger, Topcase, Motorschutzbügel und Kofferträger bestellt ( Bild). Schließlich wollte ich nicht wieder 70 Euro für nen einfachen Seitendeckel bezahlen müssen, wenn's mich das nächste Mal schmeisst...


11.-13.04.2008

Nach etwas Irritationen bei der Abwicklung (erst fehlten Teile, dann war alles doppelt da) war am Freitag, 11.04. endlich alles da und ich hab's frohgemut beim Freundlichen abgeholt. Angesichts der Rechnungshöhe fand ich es angemessen, dass mir gleich alles ins Auto getragen wurde (obwohl- ich geb' zu, ich war im Anzug dort, das sehen die wahrscheinlich nicht allzu oft, dass einer der selber schrauben will, ne Krawatte richtig binden kann).

Beim Zusammenbau am Sonntag hab' ich dann etliche Erkenntnisse gewonnen:

  • Ein fünfzehn Jahre altes Motorrad hat nach einigen Stürzen und Geländeritten nicht mehr die Werksmaße. Oder die Maße, die Hepco für die Werksmaße hält
  • Dokumentationen und Anleitungen schreiben fällt Motorradzubehörherstellern offenbar genauso schwer wie Programmierern. Wenn ich nicht schon etliches geschraubt hätte, hätte ich jetzt schätzungsweise 23 Beilagscheiben übrig (abgesehen davon, dass ohnehin in jedem Packerl mindestens drei mehr drin waren als auf der Packliste standen). Freunde, man kann durchaus auch mal hinschreiben, welche Strebe oben und welche darunter montiert werden soll! Es nervt, wenn man das erst bei der Endmontage rausfindet oder an den schlecht kopierten Schwarzweissfotos eruieren muss.
  • Ein kräftiges "Anpassen" des Motorrads an die geschmiedeten Motorschutzbügel-Teile hat zur Folge, dass die Tankbefestigung sich ebenfalls verzieht. Da der Tank abmontiert war, merkt man das erst, als man nach drei Stunden Plackerei den Tank nur noch einseitig festschrauben kann. Also die Hälfte nochmal aufschrauben.
  • Der Topcase-Träger lastet doch nicht auf dem Kofferträger ab (und könnte damit stärker als die 5kg-Vorgabe der Gepäckbrücke belastet werden), sondern rein auf der werksmäßigen Gepäckbrücke. Mist. Da hätte ich mir etliches Geld für die Kofferträger sparen können.
  • Auch ein noch so großes Topcase nimmt nicht das komplette Gepäck für einen Wochentrip auf, wenn man Werkzeug und Sachen zum Wechseln mitnehmen will (ersteres wegen der Erfahrungen, die ich mit meiner Klapperkiste habe, auch kann ich bei diesen Entfernungen nicht einfach mal anrufen und mich abholen lassen, letzteres wegen einem doch vorhandenen Rest an Hyigeneanspruch). Zudem will ich eigentlich campen und dann sprengt's schnell die 5kg-Grenze.

Also doch kein Geld verschwendet, Koffer müssen her. Mein armes Budget!!!


14.04.2008

Die Preise sind auch noch gestiegen. Mist. Nachdem's aber eh schon egal ist, hab' ich auch noch die Gepäckhaken und den Wasserhahn für die Koffer bestellt. Jetzt hab' ich 2x 37 Liter Koffer-Raum und 42 Liter im Topcase. Das langt DICKE! Am Mittwoch sollen die Koffer schon da sein. *froi*

Nächster Schritt: Routing. Das GPS braucht nun freilich auch mehr Futter. Immerhin muss halb Frankreich und Nordspanien mit drauf, das ich sonst ja weglasse. Ich hab' net schlecht gestaunt, als ich beim Nachinstallieren erst gemerkt habe, dass ich dauernd mit den V6-Karten rumhantiere und nicht mit den teuer erstandenen V8-Karten (auch schon wieder zwei Versionen alt), weil letztere in der Liste oben stehen und das Programm defaultmäßig aber den untersten Eintrag wählt. Nächste Überraschung: Die Daten sind fetzengroß! Da bleibt auf meiner SD-Karte nimmer soooooo viel Platz für Musik! Und der iQue hat dummerweise einen Bug mit 4GB-Karten (FAT sag ich nur, FAT12). Nunja, die 2GB wird schon irgendwie reichen. Seufz!


16.04.2008

Grad ist die SMS gekommen, meine Koffer sind da! Die Map-Source (Routing aufm PC) meint nun: 2.517km - 1 Tag, 21 Stunden und 21 Minuten reine Fahrzeit. HOLLA! Ich fürchte, so ganz ohne Autobahn-Strecken wird's nicht abgehen, denn selbst, wenn ich am Tag 12 Stunden im Sattel schaffe, sind das fast vier Tage! Und ich möchte den Trip eigentlich in einer Woche bewältigen können. Man wird sehen...


18.04.2008

So, jetzt bin ich glaub' ich langsam fett ausgestattet. Die Koffer sind da und montiert, zwei Riesenteile. Der Hahn fürs Wasser ist auch montiert. Ich rechne zwar nicht, in Wassernot zu kommen, aber zusätzlich über 3 Liter Wasser dabei zu haben ist ein gutes Gefühl. Wenn ich auch bemerkt habe, dass der Hahn wohl im anderen Koffer besser platziert gewesen wäre. Aber naja, man wird sehen. Kann im Extremfall ja immer noch nen zweiten Hahn kaufen. Blöd ist auch etwas, dass der rechte Koffer nicht ganz aufgeht, wenn das Topcase drauf ist. Folglich kommt das Werkzeug und das Schlafsach in den rechten Koffer, an den ich also nur ran muss, wenn ich eh länger stehe. Links werden Nahrungsmittel und Kleidungsteile reinkommen, oben vor allem Kleidung. Beim Louis bin ich noch zufällig fündig geworden, da gab's endlich ein ausreichend kleines Dirtshirt für mein Protektorenhemd. Sollte es also in meiner Jacke und Hose derb heiss werden, kann ich in etwas leichteres "Gear" umsteigen. Das "Tourenhandy" ist auch wieder aufgetaucht. Es ist ein kleines Nokia 8210, das den Vorteil hat, den Ladestecker und den Kopfhörerstecker getrennt voneinander und in Standardmassen zu haben. So kann ich mit den Y-Kabel sowohl Navi als auch Handy auf den Ohrsteckern im Helm hören und dennoch bei Notwendigkeit laden.

Das Laden macht mir als Einziges etwas Sorgen, die Kontakte von Naviladekabel und meiner Bordsteckdose sind durch den Winter ankorrodiert. Ich hab' beides jetzt mal über Nacht mit Carramba eingelassen und werde zusätzlich Polfett draufschmieren und einfach hoffen, dass beides zu sauberem Kontakt führt. Ich möcht' eigentlich jetzt kurz vor knapp nicht noch größere Elektroschraubereien anfangen. Aus meiner Sysadmin-Zeit habe ich gelernt, dass alle "Schnellwartungen" vor dem Urlaub stets nach Murphy zu Problemen geführt haben...


19.04.2008

Mich treibt nach dem gestrigen Motorrad-Trip zum Louis und Hein Gericke die Entscheidungsfrage um ob ich mit Brille oder Kontaktlinsen fahren soll. Wäre das ein "Hotel-zu-Hotel-Trip", wäre die Entscheidung klar, Kontaktlinsen und Sonnenbrille drüber. Ich möchte ja aber weitestgehend ohne Infrastruktur (ausgenommen Straßen und Tankstellen) auskommen, da habe ich schon Sorge, wie ich das hinbekommen soll. Ich denke, ich werd' beides mitnehmen und mit Kontaktlinsen aufbrechen.

Leider kommt vor meiner Abfahrt der bestellte Neck-Roll doch nicht, Alpinestars hat irgendwie mal wieder tierische Lieferzeiten. Und für ein BMW- oder KTM-Modell mehr als das zehnfache auszugeben (bei ebay zwischen 300 und 500 Euro) - Naja, ich bin kein Hardcore-Extrem-Endurist... Ich werd' bei diesem Trip wohl auch im seltensten Fall offroad fahren und bei einem Unfall auf der Straße bringt ein Neckbrace nur in den seltensten Fällen was...


20.04.2008

Ich habe zu Packen angefangen. Omeingott, das geht am kommenden Freitag ja schon los!!!

Fast alles an Funktionswäsche ist dabei, n Pulli zusätzlich (ganz unten) und alles, was an hohen Strümpfen da war. Und ich bin unter den 5kg geblieben. Die schönste Staatsanwältin meinte angesichts des Inhalts des linken Koffers: "Du solltest Dich unterwegs nicht nur von Dosen ernähren!" Ich weiß gar net, was Sie meint...

Mein lieber, guter, alter, braver Palm Pilot Personal geht noch und darf daher als "Reiseschreibmaschine" mit. Denn mit Graffitti auf meinem iQue zu schreiben kannsch vergessen, da schreib' ich nicht genug. Und analog schreiben macht irgendwie auch keinen Sinn, wenn man mit nem Wiki angefangen hat. Außerdem ist Platz genug.


23.04.2008

Das Routing nach Map24 oder Garmin ist mir viel zu grob, also hab' ich mich doch mit ner Karte hingesetzt. Hier also die Route:

- Von Augsburg aus mal westlich durch die westlichen Wälter und dann grob Südwest Richtung Bodensee, Fernziel Schaffhausen, dort ggf. am Freitag abend den Rheinfall ankucken.

- Dann als kleines "Festhalterle" fürs Navi Seewen in der Schweiz. Und schon in Frankreich: Voujeancourt Größeres Ziel danach: Besancon (wo ist hier die Cedille???), dann Chalon-Sur-Saône, als nächstgrößeres Clermont-Ferrand, ab in die Aquitaine nach Montant, nach Mont-de-Marsan, bei Saint-Vincent-de-Paul treffe ich endlich aufs Meer!!!'

Weiter nach Biarritz, das muss ich schon "mitnehmen". An der Küste entlang über San Sebastian nach Bilbao, schon ist Spanien unter den Reifen. Dann immer an der Küste entlang, selbst ich kann das wohl nicht verfehlen. Über Santander und Gijón dann ins Landesinnere nach Ribadeo, dann natürlich und endlich Santiago de Compostela. Es ist dann immer noch ein gutes Stück zu meinem Endziel Kap Fisterra, auch Finisterra genannt.


24.04.2008

So, den letzten Arbeitstag geschlagen, es war auch ein richtig typischer Donnerstag. Argh...

Fertig gepackt. Die Koffer sind so geil gross, dass ich den Schlafsack mit etwas Drücken sogar innen rein bekomme, d.h. er bleibt auf jeden Fall trocken. Nach den Gewittern und Sturzregen von heute schwant mir Übles. Den ganzen Tag sinniere ich schon, wie ich irgendwie den iPod noch angeschlossen bekomme. Ich bin echt n Irrer (Musicjunkie!!!) Und jetzt tigere ich dauernd in der Wohnung rum und suche Dinge, die ich hätte vergessen haben können...


Rheinwiesen, 25.04.2008

Jetzt muss ich den Eintrag nochmal tippen, weil die Internet-Verbindung zusammen gebrochen war. Das soll meiner Super-Stimmung aber keinen Abbruch tun, jetzt speichere ich halt häufiger.

Ich sitze hier in Langwiesen auf dem Campingplatz Rheinwiesen. Das ist so ziemlich das genialste, was ich mir vorstellen konnte. Ich bin so weit gekommen, wie ich wollte, sass im Abendlicht am Rhein und zog mir ein zufriedenes Bier 'rein. Genau so habe ich mir das gewünscht, genau so!!!

Aber vielleicht mal der Reihe nach: Die Abfahrt war Kaba-typisch chaotisch bis zerfastert. Nach ausgiebigem Badewannen-Einweichen kurz ins Büro und in meinen Verein, Dinge abgeben. Dann zum Sattler, das Auto der Schönsten Juristin bekommt ein neues Verdeck, während ich weg bin. Mit der Tram nach Haus und dort "aufsatteln". Blöderweise sind mir trotz des gestrigen Checklisten-Einpackens noch 1000 Dinge eingefallen, die "mit müssen". Echt, vom Mitnehmen her bin ich ne Frau. War also kein Wunder, dass die Koffer gerade noch so zugegangen sind und mir die Tenere beinahe entgegen gefallen war, als ich von der verkehrten Seite her aufsteigen wollte.

Bis ich mich noch von meinen Eltern verabschiedet habe ("Bub, iss auch was Warmes mindestens einmal am Tag"), war's nach 12. Uups, was Warmes. Sollte ich vielleicht nicht doch noch was Essen? Ok, ab zum Subway. Der aber gerammelt voll. Wollte schon ab zum Mac. War sogar schon raus aus dem Laden. BIN ICH IRRE? ICH HAB URLAUB! Also wieder rein und in Zen-mässiger Ruhe gewartet und meinen heissgeliebten Meatball-Sub reingezogen. Die Chips kamen dann oben auf die Zeltrolle, weil ich nach dem Footlong echt zu satt war. Dann endlich, kurz nach eins auf die Piste.

Und weil ich meinem Navi natürlich mal wieder nicht geglaubt habe, gleich hinter Grossaitigen der erste Waldweg-Ausritt. Genial! Die Kiste verhält sich trotz der fast vierzig Kilo mehr schön beherrschbar, das Bremsen ist n Act, weil sie jetzt wirklich viel derber schiebt, da geht nix ohne zusätzliche Fussbremse.

Wäre nun alles toll gewesen, wenn's nicht wirklich alle Nase lang geregnet hätte. Ich hab' sieben Schauer, einen Platzregen und ein Gewitter gezählt. Nahe des Bodensees endlich längere Zeit ohne Regen. Dann auf einmal vor mir am Himmel ein Zeppelin. Da reibt man sich erstmal die Augen, obwohl man weiss, dass es die Dinger wieder gibt, wenn so ein Karventsmann auf einmal auftaucht. Kein Vergleich zu den Blimps, die man sonst so sieht, das Teil ist echt riesig.

Und dann der Brüller. Ich fahr' brav den Anweisungen meiner "Aise" nach, als die meint:

In drei...hundert...Metern...Fährefahren. Fährefahren??? Ich wollte schon wieder umdrehen, als ich mir sagte: Hey, was NEUES! Also brav in der Schlange geblieben, die Fähre liess uns auch gleich an Bord. KUHL! Ausserdem haben mir die 5 Euro, die der Spass gekostet hat, auch ne Menge Strecke gespart.

Auf der Konstanzer Seite endlich Sonne. Dummerweise grade von vorn. Augen zusammen kneifen macht auf Dauer keinen Spass, also Sonnenbrille raus. Und ausgerechnet da, als ich die Brille auf hab', bei milder Luft und offenem Visier fahre, tönt Depeche Modes "Route 66" ausm Kopfhörer. Das hat das wohl fetteste Grinsen auf mein Gesicht gezaubert, zu dem ich fähig bin. So Geil!

Der Regen hat auch alles spriessen lassen, man riecht irre viel, hier sogar sehr häufig intensiven Bärlauch-Geruch.

Dann war Schaffhausen und bald auch der Rheinfall erreicht. Ich spürte, dass ich immer noch getrieben bin, denn ich war drauf und dran, das abzufotografieren, rumzurennen und wieder aufn Bock zu hüpfen. Ich musste mich echt aktiv dazu bringen, langsam(er) zu gehen, die Abendsonne zu geniessen und mich wenigstens für ein paar Minuten ruhig hin zu setzen.

Half aber nix. Bin noch zu nervös. In der Zeit gleich wieder nach Unterkunft gekuckt. Bloss blöd, dass das Navi zwar tausende Hotels hat, aber keine Campingplätze. Ich will aber! Der Typ vom Souvenirladen war aber cool drauf und erinnerte sich, dass grad am letzten Wochenende der Campingplatz in Langwiesen, keine 10km weg, geöffnet hatte. Hat mir noch die Adresse aufgeschrieben und musste sich dann der Horde indisch/pakistanisch aussehender Touristen widmen, die wirklich erschreckende Souvenirs kaufen wollten.

So, und da bin ich nun. Das Zelt war gleich aufgestellt, der Platzwart ist ein cooler Hund und hat mir n spitzen Plätzchen gegeben, wo das Motorrad gut steht, ich kaum Nachbarn habe und dennoch nen unverstellten Blick auf den Rhein. Abendessen gab's aus dem Erascorant vom Gaskocher (Hey, Mama, heute sogar 2x warmes Essen!), dazu eine nette Unterhaltung mit einem meiner "Nachbarn", der aus Florida stammt, jetzt aber in der Schweiz wohnt und ab und zu aufm Campingplatz "Getaway" macht. Netter Kontakt.

Dennoch frieren mir jetzt die Finger ab, ich muss bei offener Türe sitzen, sonst bricht die WLAN-Verbindung hier dauernd ab und ich möchte das nicht noch ein drittes Mal tippen müssen. Ab in den Schlafsack!


Clermont-Ferrand, 26.04.2008

Um meinem armen geschundenen Magen nun noch wenigstens _etwas_ Zeit zu geben, das Gegessene zu verdauen, schreibe ich mal meinen Tagesbericht, obwohl ich sowas von hundsmüde bin... Der Tag begann, wie der letzte geendet hatte: KALT! Ich hab' ja eh die halbe Nacht vor Kälte nicht geschlafen, bei jedem Umdrehen wieder kalter Untergrund, der Schlafsack ist ja nur da warm, wo ich bin. Um kurz nach sechs hab ich's nicht ausgehalten und bin - vom Versprechen einer heißen Dusche gelockt - aufgestanden. PUSTEKUCHEN! Das Wasser aufm Campingplatz war grad mal so handwarm. Ich hab' geschlagene 10 Minuten gebraucht, um mein unkontrollierbares Schlottern unter Kontrolle zu bringen. Also tiefer Seufzer, Motorradsachen angezogen, Zelt abgebaut, missmutig ein Snickers gemampft, aufgesattelt und so um sieben rum aufgebrochen.

Beim ersten Tankstopp um Neun gab's dann vernünftiges Frühstück mit belegter Semmel und heißem Tee. Da auch schon Sonnenschein, der mich den ganzen Tag begleiten sollte.

Allerdings ist mir schnell klar geworden (so um Mittag rum), dass ich mit der jetzigen Streckenführung wohl die Woche brauchen werde, um überhaupt runter zu kommen, geschweige denn, wieder heim. Schweren Herzens also "Umrouting". Ich kaufte mir eine Vignette und ließ dem Navi seinen Gefallen. Als Entschädigung bekam ich dafür die Seentour, nach gestern dem Bodensee heute der See bei Neuchâtel und den Genfer See. Blöderweise bin ich dann auch noch gradaus rein nach Genf und stand im Stau. Aber die Leut! Ich kenn ja Lugano als edles Pflaster, aber so schicke geldige Leut' rennen bei uns net mal in der Leopoldstraße in München rum! In einer Glasfassade konnte ich mich sogar selber fotografieren.

Interessantes Detail am Rande: In der Schweiz ist Diesel deutlich teurer als Benzin...


Ab Genf dann wirklich Autobahnheizerei, unterbrochen von einem SUUUUUPERmalerischen Abschnitt direkt an der Rhone entlang, genial. Mit einem mittleren Gehörschaden von dem Krach, den der Wind hinter meiner Tourenscheibe im Helm entfesselt, kam ich dann glorreich in Clermont-Ferrand an, die Autobahn hat zwar nicht grad Spass gemacht, dafür aber etliche sehr skurrile Exemplare von "Kunst am Bau", eines konnte ich fotografieren, eine halbe und eine umgestürzte Säule im schlicht romanischen Stil. Wäre ja net so aussergewöhnlich, wenn die Teile nicht gute 10m hoch gewesen wären!


Nach zweimaligem Verfahren dann das Ibis gefunden (der Einfachheit halber, heute bitte keine Experimente, ich will schlafen).

Morgen wird's wohl nicht besser werden, wenn ich mein Programm schaffen will, muss morgen mindestens Biarritz oder sogar Santander drin sein. Selbst, wenn ich die schnellste Route finde und dauernd mit 130 fahren würde, wären es von hier bis Santiago noch 13 Stunden Fahrt und ich muss einsehen, dass mehr als 7 Stunden Nettofahrzeit pro Tag einfach nicht machbar sind, zumindest nicht für mich. Ich habe in anderthalb Tagen jetzt laut Navi 13:40 Fahrzeit in 17 Stunden abgespult und nochmal so nen Tag wie heute brauch ich eigentlich nicht. Und trotz der üblen Heizerei heute hab ich grad mal etwas über 70 km/h Schnitt.


Heute war ich nach einem Viertelliter Bier so detsch im Hirn, dass ich bald am Tisch eingepennt wäre. Morgen jedenfalls ganz klar und nie wieder Baumwoll-T-Shirt drunter. Andauernd sind die Nieren feucht und damit kalt! Ich muss morgen eh eine etwas andere Kleiderstrategie fahren, die lange Unterhose war heute früh ok, mir war's aber dauernd zu lästig, sie auszuziehen. Also lieber in der Früh etwas bibbern. Bei der Jacke muss jetzt die Regenunterjacke raus, lieber länger die Bergbaderjacke anhalten, aber die Regenjacke atmet halt doch überhaupt nicht und man kann keine Luft rein lassen. Nutzen die besten Lüftungsreissverschlüsse nix...

So und jetzt ins Bett, ich kann nimmer und es ist auch fast 10.


Bilbao, 27.04.2008

"Das Internet" in der Lobby ist mir irgendwie doch suspekt, von wegen Voucher und so. Und ne Viertelstunde reicht mir auch zum Tippen nicht, also wieder hierauf. Ich hab' allerdings schon nen kleinen Schreck bekommen, als der Palm sich grad nicht gerührt hat. Aber warum sollt's dem kleinen anders gehen wie dem iQue? Den resette ich ja auch mindestens zwei Mal am Tag...


Der Morgen war irgendwie schlecklich ähnlich wie zu Hause. N Geschmack als hätte ich nen alten Socken im Mund, der Magen rebelliert gegen die Zahnpasta, der Kreislauf auf halb acht... NICHT gut...

Zwanghaft das Frühstücksmüsli unter der Nase reingeschoben. Dann packen un aufsatteln. Trotz Aufstehen um kurz nach halb sieben Abfahrt so erst kurz nach acht. Clermont-Ferrand sonntag früh wie ausgestorben. MIST, ich wollte gestern doch unbedingt noch tanken! Und das Navi leitet mich irgendwie quer durch C.-F.. Doch an einer verschlafenen Ecke auf einmal eine geradezu heimelig aussehende TOTAL mit einem gut gelaunten Typen um die 20 an der Kasse, der gleich zu quatschen und zu fragen angefangen hat.


Wie übrigens so viele. Gestern der Trucker an der Tankstelle vor Genf, vorgestern der Typ aufm Campingplatz...

Das Navi leitet mich auf kurvenreiche Strecken quer durchs Departement, die sind in meinem Zustand irgendwie fast zu viel für mich. Aber maaaaaaalerisch! Streckenabschnitte wie aus dem Allgäu, wie aus dem Tessin, bergig, hügelig, nicht ganz so satt wie das Tessin. Gegen 10, nach gut 200km Landstraße Richtung Bordeaux (die bezeichnen das hier als "Route Nationale", das ist mir gestern schon aufgefallen, deren Bundesstraßen sind in etwa so ausgebaut wie bei uns ne Ortsverbindungsstraße. Aber mir ist das ja nuuuur Recht!) zwei Rettungsschilder: Ne Automatentanke und den "McDo" (so heißen die hier wirklich und es gibt etwas das McCroq heisst). Mit 7 Liter Sprit, 6 ChickenMcNuggets (ohne Soße, eigenartig) und ner Cola mehr und einer überraschenden Menge Geld weniger ging's weiter.

Sonnenschein. Boah, so soll's jetzt bitte bleiben. Das Limousin zieht an mir vorbei, an kilomenterlangen schnurgeraden Landstraßen durch die Gascongne (ja, die von Cyrano de Bergerac), bis ich gegen zwei frustriert die "Nahrungssuche" aufgebe, weil echt kein Laden auf hat, vor dem mehr als ein Auto steht.

Während ich an einer Ampel warte, kommen aus einem "Hunan Palace" neben mir eine gesetzte Dame und n älterer Herr mit nem nackten Nuttenfifi aufm Arm. Beide haben einen recht entrüsteten Gesichtsausdruck auf. Mir fällt als Text nur ein: "Nein, Monsieur, wir bereiten kein mitgebrachtes Essen zu, auch nicht, wenn es bereits rasiert und vorbereitet ist!"

Also halte ich an einer Parkbucht und essen im Schatten von Brombeersträuchern zwei Snickers und ein paar Schlucke Gatorade. Nur, um keine 10 Kilometer später auf einen geilen Rastplatz mit schattenspenden Bäumen, Picknicktischen und allem Pipapo zu treffen. Pfffft! Nö, jetzt mag ich auch nimmer.

Die Hitze, die sich bis drei aufgestaut hatte (ich war kurz davor, auf Protektorenhemd umzusteigen) war 50 Kilometer vor Biarritz urplötzlich weg. Binnen Minuten hatte sich der Himmel verdüstert und es blies ein ekelhaft kalter Wind. Es lief gut, nach der Gascogne blieb mir eh nur noch die Autobahn und so überlegte ich, ob ich wie geplant in Biarritz Schluss für heute mache oder bis SanSebastian nach Spanien weiter fahre. Nach viel Verfahren vor und in der Stadt hatte ich endlich den "Strand" von Biarritz erreicht.

Ok, das Casino und so war beeindruckend, aber das, was ich auf dem Weg dahin gesehen hatte und auf dem Weg wieder weg, das roch alles nach "vergangenem Glanz". Ein angestrengter Abklatsch von Monaco. Boah, ne, weg von hier. Ich war so drauf, von da weg zu kommen, dass ich sogar das Tanken vergass. War auch gut so, denn auf der Spanischen Seite hat der Sprit auf einmal bloss noch 1,15 € gekostet statt 1,47 € in Frankreich.


Zudem muss der Himmelvater wohl gemeint haben, ich solle fahren, um in Santiago mehr Zeit zum Beten zu haben, denn just, als ich beschloss, so weit zu fahren, wie ich schaffe, riss der Himmel auf. Krasse Sache, die meisten werden Zufall schreien und dass sich Gott net mit nem schrägen Biker abtut, aber für mich war das der Hammer. Das Timing war _so_ derb passend...


Also bin ich durch bis Bilbao. Was soll ich über diese Stadt sagen? Sie beeindruckt mich mit ihrer massenhaft vorhandenen Kunst im öffentlichen Raum immens, wenn auch Wegführung und Infrastruktur grausam sind. Das ganze Flussufer ist eine einzige Installation, vom Theater bis zum Guggenheim (weiter bin ich nicht).

Irre. Allerdings war die Hotelsuche so frustrierend, dass ich drauf und dran war, im Sheraton (5 Sterne) einzuschecken, bloss, weil ich das sofort gesehen habe. Die ganze Rumkurverei (fast ne Stunde) hat enorm frustriert und als ich grad aufs grosse "S" steuern wollte, sehe ich doch noch das NH, nach dem ich die ganze Zeit gesucht hatte (allerdings wegen dem Navi auf der falschen Seite des Flusses!!!) Merke: Aktuelle Karten tun Not! Man fährt nicht mit 2 Jahre alten Karten!


Nun, das daheim als preis-wert bekannte NH verlangt hier mal kurz 139 Euro pro Nacht und 14 Euro fürs Frühstück extra. Der Parkplätz hätte nochmal 17 € gekostet. Bin ich auf meinem Baustellen"parkplatz" stehen geblieben.

Dafür n riesen Zimmer mit Badewanne, die dauernd schon nach mir schreit und ein Bett zum drin wohnen. Allerdings nach dem Hotel-Rumsuchen keinen Bock gehabt nun auch noch auf Restaurant-Jagd zu gehen. Ja, ich gestehe, ich habe in diesem sauteuren Hotelzimmer den geliehenen Gaskocher aufgebaut und die Ravioli gegessen, an denen ich schon seit Mittag virtuell rumgekaut habe. Und grad gut war's!

Ein augedehnter Abendspaziergang hat mir die geschilderte Kunst näher gebracht, einschließlich des Schocks, dass die hier nen Lüpperz aufgestellt haben. Ogott. Allerdings habe ich hier auch ein echtes Problem mit meinem persönlichen Sicherheitsgefühl gehabt, ich hab' mich dauernd latent bedroht gefühlt. Als einer auf mich zugegangen ist (der nur das sehen wollte, vor dem ich stand), bin ich gleich geflüchtet. Komisch.

Und morgen soll's übrigens in ganz Nordspanien regnen. Na toll...


Santiago de Compostela, 28.04.2008

Ich bin da. Ich bin da und ich habe gefunden, von dem ich mir nicht sicher war, dass ich es überhaupt gesucht habe.

Bilbao am Morgen war deprimierend. Die Magenrebellion war fast schon Gewohnheit, nicht ganz so drastisch wie gestern allerdings. Draußen Regen. Und zwar richtig Regen, net Geniesele oder sowas für Anfänger... Von dem total überhitzten Zimmer und dem Schreck am Morgen, den mir ein paar Witzbolde beschert hatten, indem sie mir den Feuerlöscher vom Gang gegen die Tür gelehnt hatten (und der mir natürlich beim schalftrunkenen ersten Öffnen entgegen fiel, wie anderen Gästern sämtliche Bilder des Ganges (die restlicheh hab' ich dann neben die Türen gestellt) war mir allerdings viel zu warm, so dass ich mein Zeug nur in Stiefeln, Hose und UnderArmour-Shirt aufsattelte, wobei mir noch ein Sicherheits-Typ von der Bank (aber ein wiohlmeinender) einen Extra-Weg von 30 Metern beschert hatte, da ich die Ténéré nicht da stehen lassen konnte, wo sie über Nacht geparkt hatte. Versteh ich ja auch, ich wollte auch net n Motorrad mit nem vollen Ersatzkanister vor meiner Bank stehen haben, wenn sich's vermeiden lässt..

Die Wärme war allerdings recht bald verflogen, die Fahrt auf der Autobahn im strömenden Regen (aber wenigstens nicht im Stqu wie die Gegenfahrbahn) war eher abenteuerlich, was die Sicht angeht. Bei uns regnets eher so gischtmäßig auf der Autobahn, hier aber sind das so richtige Schlieren, die man da aufm Visier hat. Aber erstaunlich, was unser Hirn fertig bringt, nach kurzer Zeit sieht man quasi durch den Flössigkeitsfilm hindurch und baut sich doch wieder ein hinreichend genaues Bild zusammen...

Jedenfalls hiess das so gut wie jede halbe Stunde anhalten, aufwärmen, bewegen, tanken, Handschuhe wechseln, Nierengurt anziehen, Unterzieh-Jacke wieder sauber in die Hose stopfen...

Zwischendrin riss es immer mal wieder auf, Zeit, abermals anzuhalten um in der Sonne zu trocknen, Oreos zu futtern, gebrannte Erdnüsse (gibt's hier an der Tanke!) in mich zu stopfen und was ausm Camelbak zu nuckeln.

Oft aber genau dann, wenn ich einigermassen trocken war (von warm will ich nicht reden, der Wind hier ist so kalt, da isses fast schon wurscht ob nass oder trocken), hat's wieder angefangen zu pladdern.

So kurz nach zwölf hat dann meine linke Schulter mit schmerzhafter Verspannung auf die dauernde Windchill-Orgie reagiert. Irgendwie hat sich bis jetzt (halb zehn abends) noch nicht komplett aufgehört, aber die Fahrerei war mit ner verspannten Schulter links und dem fast schon gewohnten üblen Knie rechts alles andere als angenehm.


Die Streckenführung entlang der Küste wäre aber bei jedem anderen Wetter einfach nur genial gewesen. Nur unterbrochen von ein paar kurzen, unvermeidbaren Stücken Autobahn alles Landstraße.

Gegen halb zwei sehe ich n riesen Parkplatz mit n Haufen unterschiedlicher Autos und Lkws drauf, die alle "Handwerker" oder "Trucker" aussagen. Notbremse, der Laden muss lecker sein! Also rein und zum ersten Mal seit Längerem keine straunenden Gesichter, sondern n "Barkeeper", der einfach wissen will, was ich haben mag. War das verdammt beste Schinkenbaguette seit Langem. Beim Rausgehen merke ich, dass ich den Camino erreicht habe: Die Eingangsstufen sind mit metallenen Muschelemblemen übersät.

Und schon bald sehe ich auch ein paar Gestalten und auch nen richtig bilderbuchmäßogen Fahrrad-Rasta an der Bundesstraße entlang pilgern. Glaub ich zwar nicht, dass der Weg tatsächlich entlang der Bundesstraße verläuft, aber die werden das schon besser wissen...

Und dann trotz wachsender Schmerzen und ausgekühlt wie nix Gutes der Endspurt, als ich das erste Schild mit "Santiago 76" sehe. Ne, jetzt wird nimmer getankt, nimmer gerastet, das muss jetzt sein!

Und punkt Fünf Uhr Nachmittags ... stecke ich im Innenstadtverkehr fest.


Irgendwie hatte ich mir ein verschafenes Städtchen. überlaufen von schlecht gewaschenen und ausgemergelten Pilgergestalten nebst einem Haufen Klerus vorgestellt, im Schatten einer thronenden Kathedrale. Dabei ist das hier eine quirlige Universitätsstadt mit Sitz der Regionalregierung von Galizien und, ja, wir haben auch eine Kathedrale.

Also war natürlich nix mit direkt ans Gotteshaus fahren, vor Dankbarkeit so wie ich bin in die Kirchenbank fallen und beten. Da wäre erstmal alles, was an meinem Mopped net festgeschraubt gewesen wäre, weg, Wallfahrtsort hin oder her.


Und dann die nächste Erkenntis, als ich unter einem Banner "Ascension 2008" durchfahre. Ogott, der 1. Mai ist dieses Jahr ja auch Himmelfahrt! Jaaaa, und so ist alles ausgebucht, was drei Sterne und weniger hat. Allerdings ist das örtliche GrandHotel (4 Sterne) - sofern der nette Mensch einer Rezeption eines von mir erfolglos angesteuerten Hotels recht behält - so nett gewesen, mir für weniger als 80 Euro ein Zimmer zu überlassen, WENN ich auch wrklich bis zum ersten Mai wieder WEG bin!

Möchte gar nicht wissen, was die dann wirklich verlangen werden...

Also erstmal alles raufschleppen, das Zimmer ist mal wieder erste Sahne, umziehen und ab dahin, wo ich hinwollte. In die Kirche.

Das Portal der Kirche ist beeindruckend. Vor allem in seiner Unrestauriertheit. Eigentlich ist es überwiegend flechtengelb. Dadurch aber kein Stück weniger beeindruckend, vor allem in der Abendsonne.

So. Da isses also. Deswegen bin ich hier. Meine Schritte verlangsamen sich, als ich die Stufen empor gehe. Eigenartiges Gefühl. Drinnen ergreift mich dann der Herdentrieb, wie alle um mich rum zücke ich den Fotoapparat, stelle den Blitz aus und "dokumentiere". Irgendwie bin ich aber nicht deswegen hier. Also gehe ich vor in die erste Bank, um die Ablenkungen auszublenden. Ich versuche zu beten, aber irgendwie bin ich aufedreht, rede eher mit mir selbst, als dass ich bete. Habe sogar Mühe, das Vaterunser ohne Nachdenken hin zu bekommen. Nach einer Zeit stehe ich auf, eher enttäuscht. Sehe mir das Grad vom Hl. Jakob an und mus doch tatsächlich überlegen, wer da jetzt liegt. Ok, irgendwie war das nix, mal sehen, komme ich morgen halt zur Pilgerandacht um zwölf.


Beim Rausgehen fällt mir ein Mann auf, der vor einem Beichtstuhl kniet. Beichte? Vorm offenen Beichtstuhl? Wie soll denn das gehen? Verblüfft bleibe ich stehen und sehe mir das an. Als der Gläubige sich bekreuztigt und aufsteht, komme ich näher und der Pater sieht mich fragend an. Ich stammle mein "No habla Espanol" und er sieht mich immer noch fragend an. Da meine ich "Ingles?" und er zieht ein eingeschweißtes DIN-A4-Papier mit der Beichte auf Englisch hervor. Whow. Nun kann ich auch nicht mehr einfach gehen, so knie ich mich hin, leiste meine erste Beichte seit mehr als einem Jahrzehnt und bekomme auf spanisch Abolution und die Auflage, zwei Vaterunser und zwei Ave Maria zu beten.

Ich denke noch, wenn das mal gut geht, das Gestammle von vorhin kann kaum zu einer Abolution gut sein.


Und kaum knie ich mich hin und fange zu beten an, packt's mich irgendwie. Die Gebete fließen nur so aus mir raus, mein Kopf wird leer, meine Augen sind feucht und aus den vier Gebeten werden sieben, bis ich aufhören kann. Ja, ich bereue. Und JA, ich glaube! Ich saß einfach da, sah den Altar irgendwie nochmal ganz neu, ganz andere Details und in mir war's ruhig und gut.

Mir wird's wieder eng, als ich das hier schreibe, mag sein, dass die Kirche das psychologisch richtig gut macht, mag sein, dass die ganze Anstrengung einfach ein Ventil gebraucht hat. Aber mich hat's einfach umgehauen. DESWEGEN war ich hier, deswegen der ganze Stress, die Plackerei, die Kälte, die Anstrengung.


Möglicherweise ist dieser Beichtdienst für die Patres auch gar nicht so beliebt, aucn", aber dieser Pfarrer sprach _mein_ Sakrament, er war für _mich_ da, obowhl ich unsicher war und gar nicht so recht wusste, was mich zum Beichten gebracht hatte.

Ich blieb noch in der Kirche, nahm an einer Andacht in einer Seitenkapelle teil, kein Wort verstehend, was der etwas seltsame Ritus mir sagen wollte. Und dann fing der Abendgottesdienst an, zwar auch komplett auf spanisch (natürlich), aber hier wusste ich ja, wie der Ablauf ist (einschließlich des Friedensgusses und der Geldeinsammlerei wöhrend der Gabenbereitung, beides Dinge, die ich nach wie vor etwas eigenartig finde, das erstere nur wenig, das letztere umso mehr).

Nach der Eurcharistie war mein Besuch in der Kathedrale irgendwie vollständig. Der Pater von der Beichte war da (in "Zivil") und lächelte mir noch zu.. Auf einmal begann ich auch zu frösteln, obowohl ich es zuvor durchaus angenehm empfand.

Draussen auf einer Nebentreppe stand ein keltischer Dudelsackspieler, wie passend!


Nachdem ich mich noch etwas auf dem Vorplatz rumgetrieben hatte, fand ich ins Hier und Jetzt zurück. Neben einem echten Pilger, der das Treiben und die Auslagen der Souvenirläden mit offenkundiger Verwirrung zur Kenntins nahm und Briten, die sich Ansteckmuscheln für den Hut kauften, dann stolz "Peregrino" (Pilger) verkündeten, erstand ich hübsche Kleinigkeiten für meine Familie und ein nettes Schmuckstück für die Schönste Juristin.

Und entgegen meiner bisherigen Angewohnheit auf dieser Reise, bloss schnell was zu essen, am liebsten Fastfood, ging ich in die belebteste und lauteste Tappasbar, die sich auf meinem Heimweg fand. Und was soll ich sagen, für etwas über zwölf Euro das beste Essen mir Bier mit lauter (lauten) Spaniern, Kanadiern und Engländern der Reise gehabt!

Nun werd' ich mir noch die Schultern in heissem Wasser einlassen und dann ist dieser wirklich sehr bewegende Tag auch gut.


Santiago de Compostela, 29.04.2008

Nachtrag nachm Frühstück: Was mir aufgefallen ist, seit ich in Spanien bin: Kaum mehr Biker auf der Straße.Hab' ich in Frankreich oft minutenlang meine Hand nimmer auf den Lenker bekommen, sind mir hier ingesamt vielleicht eine Handvoll Motorräder begegnet (Roller zählen wie immer net) und die waren erkennbar Fernreisende.

In Frankreich übrigens den netten Brauch des "Fußgrusses" kennen gelernt, der Überholt werdende grüßt den Überholenden normal mit der linken Hand unten, der Überholende streckt dann vor einem kurz den rechten Fuss raus.

Mir ist das eingefallen, weil ich gestern in der Kathedrale ein Bikerpaar gesehen habe (allerdings höllisch sauber irgendwie), die wohnen auch hier im Hotel, sind aus Italien und wollen später auch nach Finisterra, nur warten sie auf besseres Wetter, draußen ist schlicht wieder eklig.

Mich soll das nicht abhalten, mein Programm ist heute Finisterra, kucken, ob ich nen Sonnenuntergang sehe und ab morgen dann HEIMWEG.


Heute also der Ausflug nach Finisterra. Bin ich froh, dass ich das so gemacht habe. Finisterra war ein stürmischer, nasser und trostloser Fleck Erde. Das Ende der Welt kann man sich dort wirklich gut vorstellen, allerdings erst, nachdem die Horden Bustouristen wieder abgezogen sind. Auch noch Deutsche...

Was dann bliebt, sind eine Menge Pilger, die echten, ausgemergelten. Auf der Erde immer wieder Brandflecken, wo die Pilger tatsächlich ihr Pilgerhemd verbrannt haben. Oder einen Wanderstiefel haben stehen lassen. Oder ein Kreuz improvisiert haben. Überall wimmelt es von diesen kleinen Zeugen des Endes einer langen Reise, das bei wasweissichwievielen Kilometern angefangen hat und an deren Ende ein einzelner, schlichter Stein steht: Ein Granitblock mit dem bekannten Muschelemblem und "0.0km" auf einer Bronzeplakette.

Nach einem sehr guten Mittagessen (Meeresfisch mit Salat und Pommes, klingt banaler, als es geschmeckt hat) habe ich mich wieder auf den Heimweg gemacht, nicht, ohne noch mit zwei Ingolstädtern ins Gespräch zu kommen. Am Motorrad bemerkte ich, dass der Kettenschutz lose war, ich hab' ne Schraube verloren. Die zweite, von der linken Seitenabdeckung fehlt auch schon eine, die hab' ich mit einer der Kunststoffschrauben der Scheibe ersetzen müssen. Just, als ich mich zur Reparatur "niederlasse", hupt's und meine beiden Italiener auf ner dicken Goldwing trudeln ein. Auch fängt's da wieder irre zu regnen an, also wird das eine Expressreparatur, Beilagscheibe und Schraube rein, fix festgezogen und weg.

Die Italiener hat's auch nicht gehalten, grad ein schnelles Foto und Aufbruch. Ein paar Kilometer bin ich hinter ihnen her gefahren, dann wurde mir auf meiner Hummel das Tuckern hinter dem Dickschiff doch zu langweilig und wir verabschiedeten uns mir Hand- bzw. Fussgruss.

Der Heimweg war nett, vom dauernden Regen abgesehen, um halb drei war ich wieder da. Zeit zur Materialpflege und zum Umpacken. Ich konnte es so einrichten, dass ein Koffer die Sachen für unter Tags enthält, einer die für die Nacht und einer die Sachen, die ich eigentlich nur noch nach Hause bringen muss. War alles so toll, beim Endpacken heute abend aber kommt mir vom Topcase doch der eine Verschluss entgegen. Ich glaub's ja net, produziert Hepco jetzt auch schon Mist, Kacke, alles wieder umpacken, auf des Schloss darf jedenfalls kein Zug mehr drauf. Oder wird es mir jetzt immer entgegen kommen? Da kommen jetzt jedenfalls die Dinge rein, die ich so gut wie nimmer brauch, damit das Ding zu blieben kann. Schiet!

Den Nachmittag habe ich fast ununterbrochen in der Badewanne lesend verbracht, erst nach sieben bin ich raus und bin ein wenig durch die Stadt gelaufen. Es war, als hätte man einen Schalter von "Hauptsaison" gestern auf "Nebensaison" heute umgesellt. Auf einmal sind die ganzen lauten Touristen weg (naja, großteils), Einheimische und Pilger bestimmen das Bild im historischen Teil der Stadt. Es ist leiser, bedächtiger.

Gegessen habe ich wieder in der "a Taverna de Bispo" in der Bischofsschänke von gestern, diesmal hab ich mich aber deutlich übernommen, so viele Kalorien, am Ende musste ich vor dem Kartoffelpfannkuchen kapitulieren (nach zwei gebackenen Dattelspeckröllchen, einem gemischten Käsetapas, Gambas auf Bruscetta, nem Dutzend fritierter grüner Peperoni (die hatte ich daheim auch schonmal) und nem Kächelchen in Öl eingelegter Champignons. Brrraaap! Die Bedienung hat wohl durchaus Spanisch mit mir geredet, aber verstanden hab ich echt kein Wort bis auf die Verabschiedung. Meine aus dem Wörterbuch zusammen geklaubten Fetzen verstand sie aber doch und musste auf mein "darf man zahlen" herzlich grinsen.

Der Abendspaziergang führte mich durch den Stadtpark, in dem lauter Läufer (net bloss "Jogger", die sind brutal gerannt, Männlein wie Weiblein!) ihre Runden drehten. Der Park muss irre alt sein, gemessen an den Abmessungen der Bäume da drin. Ewig dicke Eukalyptusbäume, eine riesige Thuia (so werden die also, wenn man sie nicht schneidet), Ahornbäumen, Eichen und knorrigen Büschen. Beeindruckend!

So, und jetzt versuche ich meinen Frust über das Kofferschloss zu vergessen, denn morgen geht's heimwärts.


03.05.2008

Daheim! Und damit mir die Erinnerung nicht gleich flöten geht, die letzten beiden Tage in Rückschau: Die Abfahrt von Santiago gestaltete sich wechselhaft. "Natürlich" hat's leicht geregnet, als ich gefrühstückt, aufgesattelt und bezahlt hatte. Geschlafen hatte ich ruhig und gut, nach dem üppigen Essen eigentlich sogar überraschend gut. Das Hinaus-kommen aus Santiago war mal wieder etwas der Horror, auch hatte ich wie fast an jedem Tag morgendliche Orientierungsschwierigkeiten und Mühe, Kleidung, Material und alles wieder so hinzubekommen, dass es taugte. Hab' ich schon gesagt, dass es geregnet hat und mal wieder schneidend kalt war?

Ich hatte ja den kürzesten Weg eingestellt, der mich über die N634 Richtung Orvieto bringen sollte. Das Dumme an diesen kürzesten Routen ist aber oft auch, dass es die bei Lkws Beliebtesten sind. Das machte zwar das Temperaturproblem etwas geringer, aber nervig ist das Hinterhertuckeln schon und m. E. auch recht gefährlich, weil man geistig abschaltet und dann bei plötzlichen Bremsmanövern der Vorausfahrenden erst verzögert reagiert. Seufzend also doch auf die Autobahn, die kurz hinter Orvieto (bei Gjion) ohnehin begonnen hätte.

Es lief - bis auf die Kälte - eigentlich super, deswegen rauschte ich an Bilbao schon um kurz nach drei vorbei, in San Sebastian gab's bei der Tanke eine längere Rast, dort kam endlich auch die Sonne raus. Nochmal für vergleichsweise billig Geld den Tank voll und dann ab nach Frankreich. Biarritz war mir diesmal nur einen müden Seitenblick wert, das Tagesziel hiess Bordeaux. Die Strecke durch die Gascogne war diesmal äußerst langweilig, hatte was von dem ewigen Abschnitt am Brenner so bei Isarco.

Der Plan war, bei Bordeaux in ein Autobahn-Hotel einzuchecken, um am nächsten Tag weiter zu rauschen. Als es sieben Uhr durch war, war Boreaux noch nicht ganz erreicht, aber die Sonne ging langsam wieder unter. Und damit war die Kälte wieder da, das rechte Knie und die super verpannte linke Schulter, die auch mit allem Rumturnen nicht viel besser wurde. Irgendwann dann Bordeaux. Die Umgehung noch und dann in das nächste Hotel, vor Bordeaux waren die brav im Abstand von so 50 bis 100 km gekommen. Tjaaaaaaa, kam aber irgendwie nix mehr. Hinter Montpon-Menesterol musste ich engültig tanken, eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich auf "Reserve" drehen musste. Aber auch kein Glück, kein Hotel. Bibbernd tankte ich erstmal, dann rief ich die Schönste Juristin an, damit die sich keine Sorgen macht, sonst hatte ich ja immer sehr viel früher angerufen und jetzt war's schon nach neun abends. Der Typ an der Kasse war sehr nett, sagte mir aber, vor Perigeux keine Chance auf ein Hotel, wenn ich Richtung Clermont-Ferrand bleiben wolle. Also Zähne zusammen beißen und weiter. Und da fiel mir ein, dass ich ja noch n Windstopper-Halstuch in der Tasche habe... Ich bin so ein Rindviech! Kaum hatte ich das angelegt, war das Ganze wirklich erträglich!

In Perigeux rollte ich dann kurz vor zehn ein, ein superhübsches Städtchen mit einer beeindruckenden Kathedrale. Das ibis war genau richtig, nettes Zimmer, nettes Personal.

Eigenartigerweise war ich so aufgedreht, ich hätte wohl trotz der geschätzten 1.100 km, die ich heute runtergerissen habe, sogar noch weiter fahren können.


Am anderen Morgen war ich früh wach, war der erste beim Frühstück um 6:30 Uhr, war bald aufgesattelt und wieder unterwegs. Trotz des an sich schönen Wetters war es schlicht und einfach kalt.

Beim ersten Mautstopp dann aber ne böse Überraschung: Der Single der Ténéré nagelt auf einmal. Ganz übel bei ca. 3.000 Touren, aber hörbar auch schon im Leerlauf.

Zu wenig Öl kann's bei der Ténéré ja nicht sein, die hat Trockensumpf-Schmierung. Dennoch hab' ich mal n knappen Liter nachgekippt. Nun, was hilft's, es ist Feiertag, die Mechaniker an den Tankstellen sind entweder nicht da oder winken gleich ab: Ne, Motorrad, keine Ahnung.

Also die Höchstgeschwindigkeit mal gedrosselt und weiter. Allerdings war nun jede 100 Kilometer n Stossgebet fällig, dass meine Kiste noch durchhält.


Dann fällt mir ein, dass ich ja an Zürich vorbei fahre. Und da wohnen gute Bekannte von mir. Zudem wird's dort sicher ne gute Werkstatt geben, die meine Sprache spricht. Also eiere ich so nach und nach durchs Jura nach Genf, nach Neuchatêl, nach Bern und endlich nach Zürich.


Dort grosses Hallo und eine wirklich liebe Aufnahme. Nach einem richtig guten Abendessen und einer Episode "Germany's next Topmodel" (wie schräg!) so gut geschlafen wie wirklich schon lange nicht mehr.

Das Nageln des Singles jetzt aber in allen Drehzahlbereichen da, im Leerlauf klang sie wie n Diesel.

Am Freitag also zunächst mal zum Yamaha-Händler. Boah, Sauerei, der hat zu! Gottseidank hat Zürich aber deren zwei und der zweite ist auch keine 200m vom ersten weg.

Deren Mechaniker meinte lakonisch: "Bei jedem anderen Moto hätt' ich Angscht, aber das ischt eine Ténéré, bei der hab ich schon Öl seitwärts ausm Zylinder schpritzen seh'n und die ischt weiter gelaufen. Langsam, dann sollten Sie auch heim kommen. Cruisen, Mann, cruisen."

Das ließ mich hoffen und so kam ich gute drei Stunden später, genau um 13:00 Uhr in meiner Heimatstadt an.

Beim Auspacken fällt mir dann auch noch das zweite Kofferschloss des Topcases entgegen. Was - für - ein - Schrott!!!

Wutentbrannt das Topcase ausgeleert und geradenwegs zum Yamaha-Händler. Der war aber saunett, hat das Ding ohne wenn und aber zurück genommen und bestellt n neues.

Weniger gut war die Diagnose seines Technikers. Das Nageln ist Kurbelwelle, Pleuel oder das/die entsprechenden Lager. Zu deutsch: 'kapitaler Motorschaden. Ich hab' ihn gefragt, ob ich das möglicherweise auch selber hinbekomm'. Meint er: "Das wirst Du müssen, weil ich nehme sie Dir nicht an, da würde ich Dich ausnehmen. Allein die Teile werden wohl so 1.000 bis 1.500 Euro kosten."

Nicht gut. Gar nicht gut. Meine liebe, gute, alte Ténéré. Und das "schon" nach gut 22.000km aufm Tacho! (Allerdings nach 15 Jahren seit Erstzulassung). War soooooo brav und hat mich sooooo brav nach Hause gegondelt, hat nicht aufgegeben, hat sich selber aufgezehrt, um mich nicht auf der Strecke zu lassen.

Ich hab' versprochen, zumindest zu versuchen, sie zu reparieren. Das Zerlegen habe ich schon begonnen, allerdings krieg' ich schon den Luftfilterkasten nicht raus, weil eine Schraube durchdreht. Aber ich gebe mir bis mindestens September.


Was ist sonst noch kaputt gegangen?

  • Die Dichtung des Bremsflüssigkeitsbehälters ist nach innen durchgerutscht, die Bremsflüssigkeit hat dadurch Wasser gezogen. Damit aber ist die Bremswirkung echt am Ar...
  • Schraube des Kettenschutzes verloren (ersetzen können)
  • obere Schraube der linken Seitenverkleidung (mit einer der Schrauben der Scheibe ersetzen können)
  • Durch mein eher laxes Verhältnis zum Reifendruck prüfen bin ich wohl ewig mit zu geringem Reifendruck gefahren, deswegen sieht mein hinterer TKC 80 jetzt ziemlich "glatt" aus, der ist jedenfalls runter (und das nach ca. 7.000 km!)


Packliste, die ehrliche, vollständige:

2 verschiedene VISA-Karten

Führerschein

Versicherungskarten

Tempos in rauhen Mengen (6 Packen)

Stofftaschentuch

Feuerzeug

Geldbeutel

Navi

Regenschutz fürs Navi

Ladekabel f. Navi (am Motorrad installiert)

Handy mit Regenschutz

Zweithandy

Ladekabel f. Handy

Palm mit Tastatur

6 Paar Batterien f. Palm

iPod mit Ladekabel und Verbindungskabel

Sonnenbrille mit Schutzbeutel

3 UnderArmour-Shirts

2 UnderArmour Unterhosen

3 Paar UnderArmour Strümpfe knielang

2 Paar TCM-Skistrümpfe knielang

Turnschuhe

Baseball-Kappe

Wanderhose

2 Baumwoll-T-Shirts

Rollkragenpullover

Fleecejacke von Bergbader

dicke Fleecejacke

dünne Regenjacke

Badehose

Boardshorts

langärmliges Microfasershirt

BMW-System4 Helm

Motorradkombi Hein Gericke Tuareg Rallye 3

Alpinestars Tech10-Stiefel

4 Paar Motorrad-Handschuhe unterschiedlichen Wärmegrads (von Held "Winter"handschuhen bis BMW GS Enduro-Handschuhen)

2 Paar Latexhandschuhe

Camelbak 2 Liter

Protektorenhemd

Dirtshirt

Nierengurt

E-A-R Stöpsel

KOSS-Kopfhörer (Ohrstecker)

2 Stricke ca. 50cm lang

3 Express-Schlingen

Mini-Langenscheid Spanisch-Deutsch

Schlafsack

Therm-A-Rest

Zelt

Kugelschreiber

2 Müllsäcke

1 Gaskocher

1 Ersatzkartusche

2 Klorollen

alter Löffel alte Gabel

Blechnapf (ca. 1 Liter)

Blechhaferl (ca. 0,25 Liter)

Schweizer Taschenmesser

"einfaches" Taschenmesser

nochn Taschenmesser (eigenartig)

Kaugummis

Hustenbonbons

Gläschen scharfes Asia-Gewürz

5er Pack Snickers

2 Dosen Ravioli

2 Dosen Erasco

1 Dose Isostar-Pulver

1 McKinley-Alu-Trinkflasche (0,75?)

3 Isolier-Sitzmatten

Taschenlampe

Werkzeugrolle

Satz Ersatzschrauben

Satz Kabelbinder

Reservekanister mit Tülle

Verpandspäckchen

Kontaktlinsenmittel (2 Flaschen)

Necessaire

Tiegel Vaseline

Microfleece-Handtuch

kleiner Kulturbeutel

Arzneimittelbeutel

Trichter für Wasservorrat in Seitenkoffer

2 Bücher


Und was hätte ich noch mitnehmen sollen?

  • Bremsflüssigkeit und ein Schläuchchen, dann hätte ich die Vorderbremse in keiner halben Stunde wieder voll funktionsfähig machen können.
  • Drei Packgurte, um möglicherweise versagende Kofferschlösser kompensieren zu können, damit die Koffer wenigstens so geschlossen blieben.


Und was hätte ich gern daheim lassen können?

  • Der Ersatzkanister war voll überflüssig. Es ist in Europa wirklich immer möglich, im Abstand von 200km immer eine Tankstelle zu finden. Und wenn man net so derbe heizt, hält der Tank immerhin mehr als 300km!
  • Das Protektorenhemd und Dirtshirt. Hat nur Platz weggenommen und es war schlicht viel zu früh im Jahr dafür. Erst, wenn man's im Stehen schon gar nimmer in der Kombi aushält, ist daran zu denken. Der Windchill ist in jedem Fall ab 80km/h zu hoch.
  • Die Hälfte meiner Kleidung. Es reichen, wenn man Funktionskleidung trägt, drei Sätze. Gewaschen ist das Zeuch (wenn man nicht campt) am anderen Morgen wieder trocken.
  • Proviant und Gaskocher. Sollte man nicht machen. Man nimmt sich den Zwang, die örtliche Küche zu probieren und damit schon wieder einen Teil des Erlebnisses. Wenn Bilbao net so eigenartig gewesen wäre, hätte ich von meinen vier Dosen wieder drei mitgebracht.
  • Zelt, Schlafsack und Therm-A-Rest. Bevor es draußen nicht nachts über 10 Grad hat, ist Campen jedenfalls nix für mich. Man braucht den guten Schlaf, um am anderen Tag vernünftig fahren zu können.
  • Die Klorollen. Für Notfälle reichen Tempos, für alles andere gibt's Tankstellen. Wenn das nicht mehr reicht, gehört man nicht mehr auf ein Motorrad!


Beste Freunde?

  • Shirts, Unterwäsche und Strümpfe von Under Armour. Das Zeug ist in keinen zwei Stunden knochentrocken, man stinkt nicht ganz so abartig wie in anderer Funktionskleidung und es ist hauteng. Damit also keine drückenden Falten (besonders bei den Strümpfen), keine Staunässe, nix. Einfach geiles Zeug.
  • Gatorade. Jungs und Mädels, vergesst alles andere Power- oder sonstige -rade. Nur und einzig Gatorade pumpt einen so dermassen schnell und effektiv auf und gibt Power ohne Ende, selbst, wenn man selber schon am selbigen ist.
  • Pringles. Für nen verdrehten Magen ein echtes Friedensangebot. Hat Salze, ein wenig Fett (aber net so abartig viel wie normale Chips) und ist kaum sonst gewürzt.
  • Snickers. Eh klar. Jeder Kommentar überflüssig.
Meine Werkzeuge